Damit das Kloster fürs Dorf bleibt
Wir Missions-Benediktinerinnen und die Gemeinde Bernried haben in den letzten Wochen intensiv ein Zukunftsprojekt für das Kloster Bernried überlegt. Am 18. September 2020 haben wir die Öffentlichkeit darüber unterrichtet.
Pressemitteilung
Damit es gut weitergeht…
Klosterdorf Bernried – hinter diesem Begriff verbirgt sich eine lange Tradition, die mindestens bis ins Jahr 1120 zurückreicht. Augustiner-Chorherren standen am Anfang dieser Klostergeschichte; die letzten 70 Jahre haben Missions-Benediktinerinnen von Tutzing sie geprägt. Am 04.07.1949 zog eine kleine Gruppe von Schwestern von Tutzing nach Bernried. Die Missions-Benediktinerinnen hatten die alte Anlage erworben und gründeten in den Gebäuden eine Haushaltungsschule mit Internat, die im Laufe der folgenden Jahre zu einem Vorseminar für soziale Frauenberufe (mit Fachschulreifeabschluss) ausgeweitet wurde. 1972 wurde die Schule aufgegeben und das Haus in ein Bildungshaus für kirchliche Erwachsenenbildung umgewandelt. Heute tagen dort ganz unterschiedliche Gruppen und Menschen, die von nah und fern an diesen wunderschönen Ort kommen. Seit über 40 Jahren gestalten die Schwestern auch selbst ein umfangreiches eigenes Bildungsprogramm. So ist das Kloster vielen Menschen zur spirituellen Heimat geworden.
Die Zukunft des Klosters und Bildungshauses St. Martin in Bernried ist den Missions-Benediktinerinnen ein wichtiges Anliegen. In den letzten Jahren wurde immer deutlicher, dass die Schwestern das Haus mit seinen vielen Herausforderungen und den eigenen nachlassenden Kräften auf Dauer nicht mehr alleine führen und tragen können. Ein besonderes Problem stellen dabei die hohen Brandschutzauflagen dar, die insbesondere im Ostflügel des Klosters erhebliche Investitionen nach sich ziehen würden. Deshalb haben sich die Schwestern intensiv auf die Suche nach einem Träger oder Käufer gemacht, der das Haus in eine Zukunft führt, welche mit den Intentionen der Schwestern harmoniert. Bei diesem Suchprozess wurde eine Vielfalt möglicher Verwendungen überlegt und es wurde mit konkreten Investoren verhandelt.
Manchmal benötigen Dinge ihre Zeit bis sie reif sind. Der Bürgermeister von Bernried wirkte in den vergangenen Jahren bei der Suche stets unterstützend mit. Die Gemeinde hat sich ein Konzept gewünscht, welches der Identität von Bernried als „Klosterdorf“ auch in Zukunft entspricht: Mit einem Kloster, welches auch weiterhin zum Dorf gehört und den Bernriederinnen und Bernriedern offensteht.
Zeitgleich zu diesem „Denkprozess“ wurden schon in in vielen Klausurtagungen des Gemeinderates Überlegungen zur Weiterentwicklung der gemeindlichen Infrastruktur diskutiert. Mehr Platz für Grundschule, Kinderbetreuung und Feuerwehr, aber auch Wohnraum für die ältere Bevölkerung wurde festgestellt. Dabei ist der in vielen Bürgerdiskussionen und -befragungen geäußerte Wunsch der Bernriederinnen und Bernrieder nach einer funktionierenden Gemeinschaft in einem selbständigen Dorf immer mit eingeflossen. Das Kloster hat hier eine ganz wichtige Rolle gespielt.
Und damit schließt sich der Kreis. In den letzten Monaten wurde ein Konzept entwickelt, das die notwendigen Schritte der Kongregation mit den Überlegungen und Wünschen der Gemeinde in Einklang bringt. Welch große Chance für unser Dorf Bernried! Der Gemeinderat von Bernried hat deshalb vor mehreren Wochen die Vorbereitung des Ankaufes des gesamten Anwesens einstimmig beschlossen.
Nutzungskonzept der Gemeinde Bernried
Seit mehreren Jahren ist die Gemeinde auf der Suche nach einer geeigneten Erweiterungsmöglichkeit bzw. nach einem neuen Standort für die Grundschule Bernried. Durch die Verlagerung der Schule in den Ostflügel des Klosters sowie der Weiterführung der Erwachsenenbildung bliebe im Kloster ein Bildungshaus, das es schon seit 1972 gibt. Ein Verbleib unserer gesamten Kinderbetreuungseinrichtungen im Unterdorf wäre dadurch möglich und auch das pädagogische Konzept unserer Grundschule könnte im Kloster weitergelebt werden. Der Klostergarten als Freiraum ist nicht zu überbieten. Der Gartensaal eignet sich ideal für die Mittagsbetreuung und kurzfristig für die Realisierung der dringend benötigten Kinderkrippe. Den brandschutztechnischen Herausforderungen kann durch die Entkernung und den Ausbau mit der Grundschule begegnet werden.
Dem Gemeinderat ist sehr wichtig, dass die Kongregation der Missions-Benediktinerinnen weiter in Bernried bleiben kann. Im Wesentlichen soll aber auch die Arbeit des Bildungshauses, allerdings auf deutlich kleinerer Basis, im Westflügel und Südflügel des Klosters weitergeführt werden. Vorgesehen ist hierzu die Gründung eines Kommunalunternehmens. Dieses könnte dann z.B. den Sommerkeller betreiben und vor allem auch den Bildungshausbetrieb weiterführen. Zukünftig ist auch der Betrieb von weiteren gemeindlichen Einrichtungen durch das Kommunalunternehmen denkbar. Daraus ergeben sich zahlreiche Synergieeffekte für die Gemeinde.
Im West- und Südflügel verbleiben etwa 30 Gästezimmer und ein Großteil der Tagungsräume sowie Räume für die verbleibenden Schwestern. Die Zahl von 60 Gästebetten soll nicht überschritten werden, da dadurch wesentlich geringere Brandschutzauflagen als bei großen Anlagen anfallen. Die Tagungsräume, insbesondere der Barocksaal, können dann auch jederzeit von der Gemeinde genutzt werden. Der Betrieb des Bildungshauses kann gut auf der bisherigen Arbeit aufbauen. Die Zusammenarbeit mit den Missions-Benediktinerinnen ist weiterhin wünschenswert. Wenn auch der Umfang verkleinert werden muss, werden kirchliche Gruppen weiterhin gerne aufgenommen, ebenso eine breit gestreute Vielfalt an Belegern, die schon seit langen Jahren gerne ins Haus kommen.
Die Küche ist aufgrund der früheren Anforderungen eher zu groß. Es ist jedoch möglich und machbar, von hier aus neben dem Kloster auch den Sommerkeller und eventuell auch andere Einrichtungen mit zu betreuen. Zusammen mit einem geplanten Klostergasthof bzw. einem Tagescafé kann das Bildungshaus auf alle Fälle über die Deckung der Instandhaltungs- und Nebenkosten hinaus wirtschaftlich betrieben werden.
Zusammenfassung
Nach der Säkularisation 1803 haben die Bernrieder Anfang des 19. Jahrhunderts die Hofmarkskirche vom Freistaat gekauft und damit vor dem Abbruch gerettet. Sie ist bis heute ein Symbol für die Selbständigkeit der Gemeinde Bernried und zeigt die Verbundenheit des Dorfes zum Kloster. Die Zusammenarbeit mit den Missions-Benediktinerinnen war immer partnerschaftlich geprägt. Immer wieder hat die Gemeinde Bernried dem Kloster Grundstücke abgekauft, um ihre Vorhaben, wie z.B. die Wasserversorgung, zu realisieren. Das waren, wie wir heute wissen, immer großartige und vorausschauende Entscheidungen. Mit dem erarbeiteten Konzept kann unser 900 Jahre altes Kloster, welches maßgeblich die Identität von Bernried prägt, für die nächsten Jahrzehnte eine Nutzung erfahren, wie es sich die Missions-Benediktinerinnen und viele Bernriederinnen und Bernrieder wünschen. Das Kloster bleibt damit auch weiterhin das Herzstück unseres Klosterdorfes Bernried.